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Über den Hochmut und andere menschliche Schwächen

José Pozo©

Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der alltäglichen Zwischenmenschlichkeit und mit den Formen und Äußerungen, in denen jene auftritt. Es handelt sich um drei Bilder, die in jeweils unterschiedlichen Techniken gefertigt sind –Kohlezeichnung, Aquarell und nicht zuletzt Öl auf Leinwand – ihnen allen liegt das Motiv des Hochmuts zugrunde.

Hochmut entstammt den sieben Todsünden des Katholizismus und besitzt somit eine starke Symbolik. Wichtig dabei ist, daß sich das Verständnis der sieben Todsünden wesentlich gewandelt hat: vom Ausgang als Todsünde haben die Eigenschaften Hochmut, Neid, Habgier, Zorn, Trägheit, Völlerei und Wollust in der heutigen Gesellschaft eine andere Wertigkeit als jemals zuvor in ihrer Geschichte. Heute bezeichnen sie menschliche Eigenheiten, die durchaus von den Mitmenschen toleriert und anerkannt werden – und die manchmal sogar ganz bewußt eingesetzt werden, um gewisse Ziele zu erreichen.

Hochmut bedeutet, sich selbst über die anderen zu erheben, sich bewußt in eine höhere Position zu verschieben, als es der eigenen Realität entspricht. Dies hat stets vor Publikum zu geschehen, und zielt darauf ab, auf die Person aufmerksam zu machen und ihre Fähigkeiten bestmöglich zu präsentieren.

Die Bilder nun zeigen Szenen aus dem Boxkampf. Das Boxen symbolisiert hier das Leben schlechthin: den alltäglichen Kampf  und Wettstreit der Menschen untereinander, den Wettbewerb, besser zu sein als alle anderen. Und genau hier offenbart sich der Hochmut in deutlicher Form: jeder versucht, das Publikum für sich ein zu vernehmen, jeder ist ein Einzelkämpfer und bewart den Menschen rundherum gegenüber eine strikte Distanz. Wer sich nicht selbst präsentiert und bewirbt, der wird vom Publikum nicht wahrgenommen.

Nicht nur der alltägliche Wettkampf im Leben der Menschen wird hier durch die Boxer dargestellt. Es wird überdies hinaus noch ein ganz bestimmter Wettbewerb angesprochen: das Bestehen in Politik und Kultur.

Die Boxer werden zu denjenigen, die Politik machen,  besessen  vom Gedanken, alle Konkurrenten zu übertreffen, um sich einen guten Platz auf der  politischen Bühne zu schaffen.

Mit unterschiedlichsten Mitteln wird hier gearbeitet – mit Selbstdarstellung, mit Bewerbung, mit offenem aber auch mit verstecktem Kampf. Die einzelnen Wettstreiter setzen sich in Szene wie Produkte mit bestimmten Erkennungswerten und Markenzeichen. Momentan erscheint genau dieser Weg als der gängigste und sicherste – so sehr, daß man andere Routen und Möglichkeiten, Beachtung in der Medienwelt zu finden, außer Betracht läßt.